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"Wenn man hasst, zerstört man sich selbst!" 180 Schüler/-innen der Klassen 5 und 6 hörten in der Turnhalle gebannt zu, als der 99-jährige Kurt Marx im Gespräch mit Herrn Stellmacher vom Lern- und Gedenkort Jawne berichtete, wie er als Kind in Sülz und Klettenberg zunächst behütet aufwuchs.

Sie lauschten betroffen, als er erzählte, dass er während seines Schwimmkurses auf einmal das Schwimmbad nicht mehr betreten durfte, die Schule wechseln musste und seine Freunde nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Sie erfuhren, wie Herr Marx die Reichspogromnacht erlebte und wie er dank Erich Klibansky, dem Schulleiter der Jawne, das Glück hatte, im Klassenverband nach England fliehen zu können, als er etwa so alt war wie die Zuhörenden; wie er in allem Unglück immer wieder das Glück hatte, auf Menschen zu stoßen, die ihm halfen. Als er berichtete, dass er seine Eltern nie wieder gesehen und erst viele Jahre später erfahren hat, wie und wo sie umgebracht worden waren, war in der Turnhalle spürbar, dass es ihm gelungen war, Geschichte unter die Haut gehen zu lassen.

Währenddessen berichtete in der Aula vor über 400 Schüler/-innen der Stufen 9-Q2 sein Sohn Michael Marx, wie er es erlebt hat, als Kind einer Auschwitzüberlebenden und eines Geflüchteten in England aufzuwachsen – ohne sonstige Familie, denn der größte Teil dieser hatte die Jahre des Nationalsozialismus nicht überlebt. Am Ende seines von Feline aus der Q2 einfühlsam moderierten Vortrags machte er deutlich, wie wichtig es sei, dass jede und jeder eine eigene Geschichte hat und wir alle aus der Vergangenheit lernen.

Deutlich wurde, wie sehr er als Kind unter dem Schweigen seiner Eltern über das Erlebte gelitten hatte. Der inzwischen in der Aula eingetroffene Kurt Marx entgegnete, nachdem er auch hier von seinen Erlebnissen in Deutschland und England berichtet hatte, dass er erst mit 70 Jahren angefangen habe – auch seiner Familie gegenüber –, über seine Vergangenheit zu sprechen, aus dem Wunsch heraus, sein Kind zu schützen.

Auf die Schlussfrage der Moderatorinnen Malina, Suzan und Jara aus der 10. Klasse, warum er es nun als 99-Jähriger wichtig finde, mit Schüler/-innen zu sprechen, betonte er, dass man das Geschehene zwar nicht vergessen und vergeben könne, dass man dennoch hier nicht stehen bleiben solle, denn: "Wenn man hasst, zerstört man sich selbst!"

(26. Nov. 2024, Wey; Fotos: U. Wagner)