WILDBIENEN- UND SCHULGARTENPROJEKT
Unser Wildbienen- und Schulgartenprojekt geht in die fünfte Runde
Bereits für den Rückumzug in die Severinstraße war ein Schulgartenprojekt in Planung. Im zweiten Halbjahr 2015/16 konnte es dann endlich begonnen werden.
Wir wollten farbenprächtige, abwechslungsreiche und duftende Gartenflächen schaffen, die schön sind und vor allem Wildbienen eine gute Nahrungsquelle inmitten der Stadt bieten sollten. Zusätzlich wollten wir für diese interessanten, auch für uns Menschen so wichtigen und wunderschönen Tiere Nisthilfen schaffen, um sie auf dem Schulgelände dauerhaft anzusiedeln. Damit verbunden ist das Ziel, im schulischen Umfeld unverstellte und eigene Beobachtungen von natürlichen Abläufen zu ermöglichen sowie die Bedeutung von artenreichen Flächen aus Menschenhand im städtischen Umfeld aus erster Hand kennen und schätzen zu lernen. Einer der Grundgedanken hierbei ist es, den “Dschungel vor unserer Haustür” in den Blick zu nehmen, der ebenso faszinierend sein kann, wie der “echte” Dschungel.
Gemeinsam mit Schülern/-innen, Eltern und Biolehrern/-innen der 5.Klassen und der BIO-AG begannen wir in 2016 damit, die erste der Pflanzflächen auf dem Schulgelände in ein mediterranes Beet zu verwandeln. Auch schlechtes Wetter konnte uns bei der großen Umgrabeaktion nicht davon abhalten, alles zu geben und die Grundlage für die Neubepflanzung zu schaffen. Wir schwangen Spaten, Schaufeln und Hacken, verfüllten die Löcher mit neuer Erde und pflanzten Wildpflanzen an, die zum neuen Charakter des Beetes passten. Gekrönt wird dieses Beet von einem Feigenbaum, der uns bereits vor etlichen Jahren als Geschenk von einem ehemaligen Schüler des FWG überreicht wurde.
Auf diesen ersten Flächen blühen und duften nun Thymian, Salbei, Rosmarin, Wildrosen und allerlei andere Pflanzen, die das Blühangebot für unsere Wildbienen erhöhen und somit ein wertvolles Trittsteinbiotop inmitten der Stadt schaffen. “Unsere” Wildbienen, die in ihren Nisthilfen auf den Frühling warten, sind die Nachkommen der Tiere, die den Schülerinnen und Schülern der 5.Klassen von 2016 als Kokons zum Auszüchten mitgegeben wurden. Selbst die Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufen waren während der Herstellung der Nisthilfen kaum von den Sägen und Bohrmaschinen wegzubekommen. Und auch der Unterricht musste einige Male unterbrochen werden, als die Kinder faszinierft miterleben durften, wie die Tiere aus ihren Kokons schlüpften.
Die neuen fünften Klassen werden dieses Projekt nun fortführen.
Die Arbeiten im Schulgarten und mit den Wildbienen werden begleitet von der Aufzucht von Pflanzen im Biologieunterricht der teilenehmenden 5. und 6. Klassen, der BIO-AG, der Teilnahme an entsprechenden Wettbewerben sowie von wissenschaftspropädeutischen Fach- und Projektarbeiten aus der Oberstufe.
“Die” Bienen
Die allen bekannte Honigbiene ist neben Hummeln (die auch zu den Wildbienen gerechnet werden) die einzige staatenbildende Bienenart bei uns. Neben diesen kommen bei uns aber noch viele hundert andere Arten von Wildbienen vor, die auch Solitärbienen genannt werden, weil hier jeweils nur einzelne Weibchen ihre Brut versorgen und nicht in Staaten organisiert sind. Von diesen rund 600 Arten stehen inzwischen deutlich mehr als die Hälfte auf der Roten Liste. Die Hauptursachen hierfür sind v.a. Lebensraumzerstörung, Einsatz von Insektiziden und Verarmung der pflanzlichen Vielfalt. Ironischerweise haben städtische Siedlungen häufig eine höhere pflanzliche Vielfalt aufzuweisen als der ländliche Raum.
Bei unserem Projekt setzen wir die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) ein. Diese Tiere sind auch für Kinder vollkommen ungefährlich, weil sie nie stechen – wenn dann ohnehin nur Weibchen, weil Männchen (Drohnen) keinen Stachel besitzen. Dafür aber sind sie hochgradig interessant zu beobachten, weil die Weibchen für ihre Brut in Hohlräumen wie Pflanzenstängeln oder Mauerritzen hintereinander gereihte Brutzellen aus Lehm “mauern”. In jede dieser Brutzellen wird ein Ei gelegt und Proviant eingebracht.
DAS PROJEKT:
- Die Schülerinnen und Schüler der 5.Klassen erhalten Kokons der Roten Mauerbiene, auf die sie bis zum Schlüpfen der Tiere achtgeben. Die Tiere werden nach dem Schlüpfen gemeinsam auf dem Schulgelände freigelassen.
- Die Schülerinnen und Schüler ziehen Pflanzensamen einheimischer Blütenpflanzen heran, die in die Gartenflächen ausgebracht werden. Diese werden gemeinsam mit Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern nach und nach neu gestaltet, bzw. weitergepflegt. Neben den Blütenpflanzen des Vorjahres dienen auch die Pflanzen dieses Jahres als wertvoller Pollen- und Nektarlieferant für die von uns angesiedelten Rostroten Mauerbiene sowie für von selbst hinzugewanderte andere Insektenarten (“Immi-Insekten”). Die Samen und Jungpflanzen stammen hauptsächlich von Betrieben, die Bioland und Naturgarten e.V. angeschlossen sind. Es handelt sich hierbei zumeist um die natürlichen Wildformen von Blütenpflanzen und nicht um die konventionellen Baumarktzüchtungen.
- Außerdem werden gemeinsam Nisthilfen für Wildbienen angefertigt und die einzelnen Parzellen unseres Schulgartens allmählich umgewandelt in ein artenreiches, ökologisch wertvolles und vor allem auch bildschönes und herrlich duftendes Trittsteinbiotop.
Informationen
Überblick über die Bedeutung von Wildbienen: https://www.wildbienen.de/
Unterschiedliche einheimische Wildbienenarten und deren Niststellen von Paul Westrich, einem der besten Kenner im zentralen Mitteleuropa: https://wildbienen.info/